Seit einer Woche ist angesichts der Corona-Krise die sportliche Betätigung für Vereine im Freien unter bestimmten Auflagen wieder erlaubt.
Dies betrifft im heimischen Raum auch den Tennisclub 1976 Gambach, der in „normalen“ Jahren im April die Freiluftsaison eröffnet und ab Anfang Mai an der Teamtennisrunde teilnimmt. In diesem Jahr ist durch die Corona-Krise alles anders.
Um einen Überblick über die derzeitige Situation zu erhalten, bat TC-Pressewart Horst Düringer den Vorsitzenden des TC Gambach, Olaf Hoerschelmann, um eine Einschätzung der Lage angesichts der Corona-Pandemie.
Pressewart:
Olaf, letztes Jahr eröffnete der TC Gambach am 20. April die Tennissaison mit einem kleinen Fest für die gesamte Vereinsfamilie. In diesem Jahr darf erst seit dem 9. Mai und unter strengen Auflagen Tennis gespielt werden. Wie wirken sich die Corona-Maßnahmen für die Gambacher Tennisspieler in der Praxis aus?
Hoerschelmann:
Die Corona-Maßnahmen beschneiden den gesamten Spielbetrieb der Tennisspieler in erheblichem Umfang. Bereits umgezogen und nur sehr kurzfristig vor Trainingsbeginn auf der Anlage zu erscheinen, danach nicht duschen zu können und immer den nötigen Abstand zum Tennispartner zu halten, das sind wir nicht gewöhnt und verlangt sehr viel Disziplin von jedem Einzelnen.
Pressewart:
Wie sieht es aus in Sachen Teamtennisrunde, für die der TC Gambach für 2020 ja sechs Mannschaften gemeldet hatte?
Hoerschelmann:
Die wahrscheinlich Anfang/Mitte Juni beginnende Teamtennisrunde verspricht, sehr interessant zu werden. Seitens des Hessischen Tennisverbands (HTV) hat man sich viele Gedanken über eine mögliche Durchführung der Punktrunde gemacht. Die jahrelange strikte Einhaltung von klaren Regeln im Hinblick auf Mannschaftsmeldungen und die Durchführung von Spieltagen wurden erheblich gelockert und damit der Pandemie Rechnung getragen. So können bis zum 24. Mai 2020 bereits gemeldete Mannschaften wieder kostenfrei vom Spielbetrieb abgemeldet werden. Die von uns gemeldeten sechs Mannschaften werden allerdings nach derzeitigem Stand alle an der Punktrunde teilnehmen.
Pressewart:
Inwiefern leidet das Vereinsleben durch die weiterhin bestehende Schließung des Vereinsheims und die dadurch fehlende Geselligkeit?
Hoerschelmann:
Zur Philosophie eines Vereins wie dem Tennisclub Gambach gehört selbstredend auch in ganz erheblichem Umfang das gesellige Zusammensein. Gerade geführte Ballwechsel müssen detailliert besprochen und noch einmal nachempfunden werden, die neuesten Informationen über einen gerade gekauften Tennisschläger müssen ausgetauscht und dabei auch gerne ein Helles getrunken werden. Man fühlt sich wohl unter Gleichgesinnten. Das alles und einiges mehr macht den Vereinssport aus und hat seit Jahrzehnten dazu geführt, dass er einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft hat.
Die Corona-Pandemie hat dieser Philosophie einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Unter Wahrung der Abstandsregeln ist ein gemütliches Zusammensein kaum bis gar nicht möglich. Sicherlich werden wir uns daran gewöhnen müssen, viel Spaß kommt dabei aber nicht auf. Das trifft dann auch auf die bevorstehende Öffnung der Vereinsheime zu. Mit den Mannschaftskollegen an der Theke zu sitzen ist nicht möglich und scheidet aus.
Pressewart:
Wie siehst du die künftige Entwicklung des Tennissports allgemein und speziell beim TC Gambach unter den wohl noch länger bestehenden Auswirkungen von Corona?
Hoerschelmann:
Grundsätzlich bin ich ein optimistischer Mensch und glaube auch weiterhin an die Zukunft des Vereinssports und insbesondere meines Tennisclubs. Trotzdem müssen wir uns im Vorstand und auch gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern Gedanken um die Zukunft unter Corona machen. Einhalten der Abstandsregeln bedeutet auch schwieriges Kinder- und Jugendtraining. Das kann dazu führen, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr zum Training bringen und so nach und nach der Grundstock unseres Vereins flöten geht.
In den letzten drei Jahren haben wir gerade bei der Kinder- und Jugendarbeit mit unserem Trainer Thomas Weck hervorragende Ergebnisse erzielt. Diese Arbeit kontinuierlich fortzusetzen wird schwierig werden und könnte durch Corona zu einem Rückschritt der gesamten Entwicklung im Verein führen. Dem muss mit noch mehr Energie und Engagement entgegengewirkt werden. Ich bin überzeugt, dass andere Sportvereine vor demselben Problem stehen und hoffe, dass wir alle gesund durch diese schwierige Zeit kommen.
Der Vorsitzende des TC Gambach, Olaf Hoerschelmann (r.), gab dem TC-Pressewart Horst Düringer (l.) eine Einschätzung der Situation des Vereins in der Corona-Krise.